Neue Wege erkunden! Wer in der Elfenbeinküste und in Burkina Faso psychisch krank wird, geht in den allermeisten Fällen zum Heiler. So war das schon immer, so ist das auch heute – Psychiater oder Psychologen gibt es nur in den größten Städten, und auch dort können sie sich die meisten Familien nicht leisten.
Wir haben deshalb eine neue Initiative unterstützt: Der Ethnopsychiater und Psychiatriekrankenpfleger Dr. Zoumana Coulibaly forscht zu der Frage, wie und ob man traditionelle Medizin mit moderner Psychiatrie verzahnen kann. Im vergangenen November, in Vor-Corona-Zeiten, hatte er zum ersten internationalen Kongress „Praxis der Ethnopsychiatrie und der Ethnomedizin in Afrika“ an der Universität Korhogo eingeladen. Wir hatten die Organisation des Kongresses finanziell unterstützt.
Die 200 Teilnehmenden (darunter auch Marion Krieg als Vertreterin unseres Vereins) aus unterschiedlichsten Fachgebieten wie der Soziologie, Psychologie, Geographie, der Medizin aber auch Philosophie und Jura, beschäftigten sich dabei mit der wichtigen Frage wie traditionelle Heilpraktiken zum Nutzen der psychisch Kranken genutzt werden können. Dr. Coulibaly ist überzeugt: nur durch eine sensible Verbindung beider Therapieformen können psychische Krankheiten in Afrika wirklich effektiv behandelt werden. Auf der anderen Seite sind manche Heiler aber auch Problemträger. Viele von ihnen ketten Menschen über lange Zeiträume an und wenden Gewalt an.
Die über 60 Beiträge von Forschern und praktizierenden Ärzten sowie Heilern aus West- und Zentralafrika deckten dabei ein breites Spektrum an Themen ab: Nutzung von Heilkräutern, rechtliche Fragen der traditionellen Medizin, Bedeutung von Hexerei und religiöser Rituale in der Behandlung aber auch Probleme der Akzeptanz von modernen Heilverfahren. Dabei wurde eines deutlich: die Herausforderungen bei der Behandlung psychischer Krankheiten sind groß, aber es gibt ein noch ungenutztes Potential an Wissen und Kenntnissen in der traditionellen Heilkunst, die in der Psychiatrie eingesetzt werden kann. Unser Verein will sich auch künftig mit Dr. Coulibaly dafür einsetzen, dass der wissenschaftliche Austausch über innovative Wege der Behandlung von psychisch Kranken in Afrika weiterverfolgt werden.
14.05.2020