Die Situation
In Westafrika erfahren Menschen mit psychischen Erkrankungen meist wenig Unterstützung. Erkrankungen wie Schizophrenie, bipolare Störungen und Psychosen sind für die betroffenen Familien schwierig zu erkennen und zu verstehen. Das Verhalten der Erkrankten ist für das Umfeld häufig verstörend: Ihre Stimmung schwankt, sie verhalten sich aggressiv, vernachlässigen ihre Körperhygiene oder ziehen sich zurück. Gesellschaftliche Stigmatisierung aller Beteiligten ist oft die Folge – auch weil die traditionelle Deutung nahelegt, die erkrankten Menschen seien von Dämonen besessen. Wo traditionelle Heiler nicht helfen können und psychiatrische Unterstützung nicht zur Verfügung steht, leben viele Menschen mit einer psychischen Erkrankung sehr isoliert. Nicht wenige werden über Monate oder Jahre eingesperrt, angekettet oder in die Obdachlosigkeit verstoßen. Daraus ergeben sich weitere gesundheitliche Probleme und oft großes Leid.
Staatliche psychiatrische Einrichtungen gibt es in Burkina Faso und der Elfenbeinküste nur in großen Städten. Viele Behandlungsangebote sind teuer. Diese Lücke versuchen private und konfessionelle Initiativen zu schließen: Sie geben den erkrankten Menschen Obdach, lindern ihre Symptome durch Medikamente und geben ihrem Alltag Struktur. Ohne Ehrenamtliche und Genesene könnten sie ihre Arbeit nicht leisten.
Durch die Kooperation mit unserem Verein professionalisieren die Zentren ihre Tätigkeit Schritt für Schritt: durch Fachpersonal und -fortbildungen, therapeutische Angebote, Rehabilitationsprogramme, Angehörigenberatung und öffentlichkeitswirksame Kampagnen. Ziel ist es, die Patient*innen wieder in die Teilhabe am familiären und beruflichen Leben zu begleiten.
Wofür wir stehen
Der Freundeskreis St. Camille e. V. engagiert sich dafür, die Lebenssituation von Menschen mit psychischen Erkrankungen in Westafrika zu verbessern. Unsere Partner sind (sozial-)psychiatrische Institutionen in Burkina Faso und der Elfenbeinküste. Sie nehmen Menschen mit schweren psychischen Krankheiten stationär auf, behandeln sie medizinisch und therapeutisch und begleiten sie bei der Rückkehr in ihr familiäres und berufliches Umfeld. Wir kooperieren mit diesen Initiativen, indem wir ihre Arbeit finanziell, fachlich und organisatorisch unterstützen.
Wir arbeiten darauf hin, dass jeder Mensch mit einer psychischen Erkrankung in Burkina Faso und der Elfenbeinküste Zugang zu einer würdigen, angemessenen und professionellen Therapie erhält. Dazu gehört für uns auch, dass Informationen über das Behandlungsangebot öffentlich verfügbar und verbreitet sind. Die Betroffenen und ihre Angehörigen sollen schnell Hilfe finden. Wir wünschen uns, dass die Menschen nach einer psychischen Erkrankung wieder ein erfülltes Leben im familiären und beruflichen Umfeld führen können.
Unsere Grundsätze
- In unserer Arbeit sind uns ein würdevoller Umgang mit den betroffenen Menschen sowie die Wahrung ihrer Persönlichkeitsrechte wichtig.
- Wir verstehen unsere Arbeit als Kooperation, nicht als einseitige Hilfe. Wir sind überzeugt, nur mit gegenseitiger Wertschätzung eine dauerhafte Veränderung bewirken zu können.
- Wir kooperieren mit Initiativen, die in Burkina Faso und der Elfenbeinküste verwurzelt sind. Wir sind nicht Träger der von uns geförderten Einrichtungen.
- Wichtig ist uns, kultursensibel zu handeln und die politischen, sozialen und personellen Rahmenbedingungen in den Regionen unserer Partnereinrichtungen zu berücksichtigen.
- Über Bedarfe und Bedürfnisse entscheiden nicht wir, sondern die Fachleute in unseren Partnerzentren. Sie sind die Expert*innen für die psychiatrische Arbeit vor Ort. Auf ihre Netzwerke, ihren Erfahrungsschatz und ihr kulturelles Wissen setzen wir. Das Fachwissen unserer Mitglieder und Aktiven in Deutschland fließt in die Zusammenarbeit ein.
- Wir bemühen uns um eine sensible Kommunikation, die kulturelle, historische und soziale Gegebenheiten berücksichtigt.
- Wir sind uns bewusst, dass unsere Perspektive auf einem mitteleuropäischen kulturellen Referenzrahmen beruht.


